Schon im ersten Jahr der Corona Pandemie entschloss man sich in Bayern und Baden-Württemberg den Zuchtziegenmarkt ins Internet zu verlegen. Was in 2020 als Experiment schon mit gutem Erfolg gelang, wurde vom Auktionsergebnis in diesem Jahr nochmal weitaus getoppt. Schon früh fiel die Entscheidung auch in diesem Jahr, den Züchtern die Möglichkeit zu geben, ihre Tiere über eine Versteigerungsplattform online anzubieten. Neben Bayern und Baden-Württemberg beteiligten sich in diesem Jahr auch die Ziegenzuchtverbände Hessen, Thüringen, Rheinland, Westfalen-Lippe und Niedersachsen an der Auktion.

Die Zulassungsvoraussetzungen für die potenziellen Zuchtböcke wurden relativ hoch gesetzt.

So mussten bei den Milchziegenrassen die Bockmütter mindestens einen Zuchtwert von 100 oder aber eine hohe Fett + Eiweiß Leistung aufweisen. Alle angebotenen Tiere wurden in den Wochen vor der Versteigerung von den jeweiligen Zuchtleitern bewertet und gegebenenfalls selektiert. Jeweils 3 Fotos, das Gewicht, die Bewertungen und Angaben zur Zahnstellung komplettierten die Katalogseite jedes Tieres. Einige Züchter nutzten die Möglichkeit ihre Tiere einer Genomanalyse bezüglich des Allels auf Scrapieresistenz zu unterziehen. Tiere mit dem Allel – sowohl misch- als auch reinerbig – können nach der entsprechenden EU-Verordnung ins europäische Ausland exportiert werden, auch wenn der Herkunftsbetrieb noch nicht den Scrapie Unverdächtigkeitsstatus erreicht hat. Standen Informationen zu den Tieren zur Verfügung, so wurden auch diese auf der Auktionsseite veröffentlicht. Entsprechend war schon im Vorfeld das Interesse aus dem europäischen Ausland sehr groß, vor allen Dingen Österreich bekundete starkes Kaufinteresse.

Als die Bietphase auf der Seite www.ziegen-auktion.de am 18.7.21 begann, standen schließlich 120 weibliche und männliche Tiere aus 7 Ziegenrassen im Angebot. Eine Woche lang hatten die Interessenten Zeit in aller Ruhe die Pedigrees und die Bilder der Zuchttiere zu studieren. Mit der Rassegruppe der Burenziegen begann am letzten Tag der Auktion um 8 Uhr morgens das „Bid-up“. Nach Österreich wurde ein kapitaler, hoch bewerteter, reinerbig scrapieresistenter Burenbock aus der Zucht des Bayernvorstandes Johannes Maibom zum Spitzenpreis von 1.600 Euro zugeschlagen. Züchter Daniel Birkenmeier aus Baden-Württemberg konnte sich über einen Zuschlagspreis von 1.500 Euro für seinen heiß umworbenen Bock freuen. Von 23 angebotenen Buren fanden 13 Tiere einen neuen Besitzer.

 

Eine kleine, aber feine Kollektion von Pfauenziegen fand ihre Liebhaber, so dass von 5 angebotenen Tieren nur ein Bock nicht verkauft werden konnte. Wenig Käuferinteresse weckten die 7 angebotenen Böcke der Rasse Anglo-Nubier. Hier konnte nur ein Bock verkauft werden.

Erstmals in Deutschland auf einem Markt angeboten wurden einige wertvolle Zuchttiere der attraktiven Rasse Walliser Schwarzhalsziegen. Alle angebotenen Tiere erhielten einen Zuschlag.

Schlag auf Schlag ging es dann bei den Weißen Deutschen Edelziegen. Wer besondere Genetik haben wollte, musste zum Teil kräftig in die Tasche greifen. Den Spitzenpreis von 2.300 Euro erzielte ein weit entwickelter Jungbock aus der Zucht von Wolfgang Karrer. Ein komplettes Exterieur, exzellente Mutterleistungen und dazu reinerbig für das Scrapieresistenzgen weckte der Bock bei vielen Bietern Begehrlichkeiten. Zukünftig wird der Spitzenbock in Österreich für Nachwuchs sorgen. 7 weitere WDE Böcke wurden an Bieter aus Österreich zugeschlagen. 21 von 31 angebotenen Böcke wurden verkauft, 7 davon mit Preisen größer 1000 Euro. Auch 3 der angebotenen weiblichen Zuchttiere fanden neue Besitzer.

Fast vollständig geräumt wurde schließlich das Angebot der Bunten Deutschen Edelziege. Hier konnte sich der renommierte Züchter Heinz Sieverdingsbeck aus Westfalen über den Spitzenbock freuen. 3.010 Euro war der rahmige, typvolle Bock dem Käufer aus Bayern wert. Auch der zweite Bock aus Westfalen geht für einen sehr guten Preis zum Berghof der Familie Schudt in Unterfranken. Den teuersten BDE Bock aus Bayern stellte Hans Kern aus Mittelfranken, der für 2.760 Euro an einen Käufer aus Sachsen zugeschlagen wurde. 5 weitere Böcke wurden zu Preisen über 2.0000 Euro virtuell zugeschlagen, weitere 8 Jungböcke erzielten Preis über 1.000 Euro. Bayern stellte mit 68 angebotenen Tieren das mit Abstand größte Kontingent des Marktes. 51 Tiere konnten zu einem Durchschnittspreis von 957 Euro verkauft werden, ein Auktionsergebnis, das wohl in die Annalen eingehen wird.

Einmal mehr zeigte sich, dass die bayerische Ziegenzucht inzwischen weit über die Grenzen hinaus großes Ansehen genießt. Achim Jilg vertrat mit 2 Burenböcken den niedersächsischen Ziegenzuchtverband und konnte diese erfolgreich verkaufen.